Jede Soldatenbiografie erzählt mehr als nur von Krieg und Front. Hinter den Daten, Fotos und Feldpostbriefen stehen Menschen – Söhne, Väter, Brüder –, deren Lebenswege der Krieg radikal veränderte. In den Biografien spiegeln sich nicht nur militärische Ereignisse, sondern auch persönliche Schicksale, Hoffnungen und Verluste.
Der wachsame deutsche Admiral Meendsen-Bohlken, der die deutschen Seestreitkräfte im Mittelmeer befehligte und gleichzeitig Verbindungsoffizier zur Supermarina war, stellte am frühen Vormittag des 9. September fest, daß die italienische Flotte La Spezia verlassen hatte und meldete dieses umgehend nach Deutschland.
Daraufhin befahl Reichsmarschall Hermann Göring gegen 10:00 Uhr persönlich dem Chef der in Frankreich stationierten Luftflotte 3, Generalfeldmarschall Hugo Sperrle, daß die italienische Flotte sofort anzugreifen und zu versenken sei.
Sperrle setzte dafür das Kampfgeschwader 100 ein – mit dessen in Istres stationierter III. Gruppe…
Der „große Tag“ für die III. Gruppe des KG 100, meine Besatzung und mich, war dieser 9. September 1943. Es hieß, daß die italienische Kriegsflotte mit einem Verband von Schlachtschiffen und Kreuzern ihren Kriegshafen La Spezia verlassen hatte und nach dem Bündniswechsel der Italiener zu den Engländern verlegen wollte. Als wir davon erfuhren, waren wir auf diesen nun endlich definitiv sicheren Einsatz sehr gespannt. Wochenlang hatten wir auf einen Einsatz gegen wenigstens ein großes Schiff gewartet; jetzt sollten wir plötzlich Gelegenheit bekommen, gleich eine ganze Kriegsflotte anzugreifen.
Um 10:10 Uhr wurde der Alarm ausgelöst, und die Mechaniker erhielten den Befehl zum Fertigmachen der Maschinen und wir unseren Einsatzbefehl. Da ein derartiger Einsatz für uns in Istres noch keineswegs Routine war, setzte ein reges Treiben ein. Die Maschinen wurden startklar gemacht, die Bomben einschließlich der komplizierten Funktechnik aufgehängt und die Quarze für die verschiedenen Funkfrequenzen beim Fernlenkbomben-Abwurf verteilt. (Quarze waren kleine, runde Teile, ungefähr von der Größe eines Flaschenverschlusses und wurden in die Funkgeräte geschraubt. Sie waren das Geheimste an dieser Geheimwaffe.)
Die Besatzungen wurden zum Gruppengefechtsstand befohlen und der Einsatzplan bekannt gegeben.
Im Gefechtsstand erwartete Geschwaderkommodore Major Bernhard Jope die Besatzungen zur Einsatzbesprechung. Major Jope,
der ebenfalls an diesem Einsatz teilnahm, erklärte uns zunächst die erkannte Feindlage mit der beabsichtigten italienischen Flottenbewegung von La Spezia nach Korsika oder Sardinien.
Der Auszug ist aus dem Buch:
41 Sekunden bis zum Einschlag: Als Bomberpilot im Kampfgeschwader 100 Wiking mit der geheimen Fernlenkbombe Fritz X
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