Geboren am 9. April 1865 in Kruszewnia in der preußischen Provinz Posen, entstammte Ludendorff einer Offiziersfamilie. Früh schlug er die militärische Laufbahn ein und absolvierte eine klassische Ausbildung im preußischen Heer. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg galt er als äußerst begabter Stabsoffizier, analytisch scharf, arbeitsam und von großer persönlicher Disziplin geprägt.
Im Großen Generalstab arbeitete Ludendorff an operativen Planungen und erwarb sich den Ruf eines kompromisslosen Befürworters offensiver Kriegsführung. Seine Karriere verlief steil – nicht zuletzt, weil er die militärischen Strukturen und Denkweisen des Kaiserreichs perfekt verkörperte.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Ludendorff als Stabschef der 8. Armee an die Ostfront versetzt. Dort spielte er gemeinsam mit Paul von Hindenburg eine zentrale Rolle bei der Schlacht von Tannenberg im August 1914. Der deutsche Sieg über die russischen Truppen wurde propagandistisch ausgeschlachtet und machte Ludendorff schlagartig zu einem nationalen Helden.
In den folgenden Jahren entwickelte sich die sogenannte „Dritte Oberste Heeresleitung“, geführt von Hindenburg und Ludendorff, faktisch zu einer militärischen Parallelregierung. Als Erster Generalquartiermeister war Ludendorff nicht nur für operative Fragen zuständig, sondern griff massiv in politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entscheidungen ein. Die Trennung zwischen ziviler Regierung und militärischer Führung wurde zunehmend aufgehoben.
Ludendorff vertrat die Auffassung, dass moderne Kriege nur durch totale Mobilisierung zu gewinnen seien. Unter seiner Mitwirkung wurden Wirtschaft, Arbeitskräfte und Propaganda vollständig auf den Krieg ausgerichtet. Zwangsmaßnahmen, harte Disziplin und eine kompromisslose Haltung gegenüber politischen Gegnern kennzeichneten diese Phase.
Strategisch setzte Ludendorff auf große, entscheidende Offensiven. Höhepunkt dieses Denkens waren die deutschen Frühjahrsoffensiven von 1918 an der Westfront. Trotz anfänglicher Erfolge scheiterten sie letztlich an logistischer Überdehnung, Erschöpfung der Truppen und der wachsenden materiellen Überlegenheit der Alliierten.
Mit dem militärischen Zusammenbruch im Herbst 1918 verlor Ludendorff schlagartig seinen Einfluss. Er trat zurück und entzog sich zunächst der öffentlichen Verantwortung für die Niederlage.
Nach dem Ende des Kaiserreichs entwickelte Ludendorff eine zunehmend radikale politische Haltung. Er lehnte die Weimarer Republik entschieden ab und vertrat Verschwörungs- und Dolchstoßtheorien, die die Schuld an der Niederlage inneren Feinden zuschrieben. Diese Deutungen fanden in Teilen der Gesellschaft Widerhall und trugen zur politischen Polarisierung der Nachkriegsjahre bei.
Ludendorff beteiligte sich 1923 am Hitler-Ludendorff-Putsch in München, distanzierte sich später jedoch von Adolf Hitler. In den folgenden Jahren entwickelte er eine eigene, ideologisch geprägte Weltanschauung, die Militarismus, Nationalismus und antidemokratische Elemente verband. Politisch blieb er jedoch isoliert.
Historisch wird Erich Ludendorff ambivalent beurteilt. Unbestritten ist seine organisatorische und operative Begabung sowie sein Einfluss auf die Kriegsführung des Ersten Weltkriegs. Gleichzeitig gilt er als Symbol für die gefährliche Vermischung von militärischer Macht und politischer Verantwortungslosigkeit.
Ludendorffs Denken trug dazu bei, demokratische Strukturen zu schwächen und autoritäre Lösungsansätze zu legitimieren. Seine Rolle zeigt exemplarisch, wie militärische Effizienz ohne politische Kontrolle in Radikalisierung und strategische Sackgassen führen kann.
Erich Ludendorff starb am 20. Dezember 1937 in München. Sein Leben steht bis heute als Mahnung für die Grenzen militärischer Macht und die fatalen Folgen eines „totalen Krieges“, der Politik, Gesellschaft und Moral gleichermaßen erfasst.
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