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Blog: Die stillen Zeugen – Was uns Soldatenbiografien heute erzählen

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Die stillen Zeugen – Was uns Soldatenbiografien heute erzählen

Warum sind Soldatenbiografien gerade in der heutigen Zeit wichtig?

Jede Soldatenbiografie erzählt mehr als nur von Krieg und Front. Hinter den Daten, Fotos und Feldpostbriefen stehen Menschen – Söhne, Väter, Brüder –, deren Lebenswege der Krieg radikal veränderte. In den Biografien spiegeln sich nicht nur militärische Ereignisse, sondern auch persönliche Schicksale, Hoffnungen und Verluste.

Hurra! Versetzt zum Pionier-Bataillon der SS-Division (mot) „Reich“! Zu meinem alten Bataillon. Wen von meinen alten Kameraden werde ich wohl wiedersehen?

Einen herrlichen März haben wir; die Sonne meint es in diesem Jahr gut mit uns. Es wird Frühling, die Natur ist im Erwachen. Und wie’s draußen aussieht, so ist auch mir zumute. Ich könnte vor Freude gleich einen doppelten Salto schlagen. Endlich geschafft.

Wir haben in Braunschweig noch ein entscheidendes Handballspiel um den Aufstieg in die Gauliga vor uns. Praktisch für unsere nach uns kommenden Kameraden. Was macht’s. Es geht um die Ehre der Sportgemeinschaft SS. Und wir schaffen den Aufstieg auch. Dafür winkten uns zwei Tage Urlaub.

Inzwischen ist mein Bruder als Rekrut in der 102er-Kaserne in Chemnitz eingezogen. Er ist Stubenältester. Wie ich ihn besuche und die Tür öffne, dröhnt mir ein schneidendes „Achtung“ entgegen. Der „Herr“ Oberfähnrich nimmt die Meldung seines Bruders entgegen. Dann aber liegen wir uns in den Armen, wissen wir denn, wann wir uns einmal wiedersehen?

Mit Emil Hilber, der zur Flak-Abteilung „Reich“, und Bubi Schäfer, der zur Kradschützen-Abteilung „Reich“ versetzt ist, globetrotte ich nach Südfrankreich, dem „Plateau de Langres“. „Unsere“ Division liegt im Raum Vesoul, Dijon. Wir gönnen uns nicht einmal wenige Minuten Aufenthalt in Straßburg, so eilig haben wir’s, um ja schnell wieder zur Division zu kommen.

Beim Divisionsadjutanten, Hauptsturmführer Weidinger, melden wir uns und werden gleich weiter in Marsch gesetzt mit der Maßgabe, uns bei der nächsten Gelegenheit beim Divisionskommandeur, Gruppenführer Hausser, zu melden. Nun schlägt auch für uns drei der Abschied, den wir nicht so tragisch nehmen. Wir sind ja bei einem „Verein“, und da sieht man sich immer einmal.

Bains-les-Bains, das Baden-Baden Frankreichs mit seinen heißen Quellen, nimmt mich in Empfang. Hier liegt das Bataillonsstabsquartier.

Klopfenden Herzens gehe ich an die Tür mit der Aufschrift „2a Adjutantur“. Kurt Fleischer, jetzt Obersturmführer, ist immer noch Adjutant. Der erste alte Bekannte. Seine Wiedersehensfreude ist aufrichtig, seine Worte sind urwüchsig. Ein Kamerad, auf den Verlass ist. Beim Kommandeur dann weiß ich vom ersten Augenblick, dass ich einen Feind habe. Er ein alter Zwölfender vom Pionier-Bataillon 1 Königsberg, der seine Schulterstücke nie durch einen Kriegsschullehrgang oder seine Führungsqualitäten, geschweige denn durch persönliche Tapferkeit erworben hat, sieht in seinem überspitzten Empfinden und mit seinen ewigen Minderwertigkeitskomplexen in mir den Junkerschüler und Aristokraten.

Entsprechend kühl fiel die Begrüßung aus: „Sie sind als Zugführer und Führeranwärter zur 3. Kompanie zu Hauptsturmführer May versetzt.“ Auf jeden Fall wusste ich, woran ich war. Kein vielversprechender Auftakt.

Hauptsturmführer „Mine“-May war wesentlich aufgeschlossener und kameradschaftlicher. Ich bekam den 1. Zug in die Hand gedrückt, und hier vergaß ich mit der auf mir liegenden Aufgabe, Männer zu führen, und der Verantwortung, die ich mir auflud, meine Sorgen. Wie wurde ich von Unterführern und Männern kritisch gemustert, als ich mit Mine-May zum ersten Mal vor der Kompanie erschien! Mehrere „alte“ Gesichter konnte ich entdecken; und trotzdem, wie ich die vielen neugierigen Augen auf mich gerichtet sah, ist mir für einen Augenblick recht bange geworden. Nur keine Schwachheiten aufkommen lassen. Und es ging prima.

Meine Jungens waren durchweg Prachtburschen. Nach dem ersten Gewehrappell, bei dem mich einer meiner Kraftfahrer, ein uralter „Reichsrottenführer“, auf den Arm nehmen wollte und den ich furchtbar abblitzen ließ, hatte ich gewonnen. Meine älteren Männer konnten gar nicht verstehen, dass ich ihn nicht bestrafte. In einer Strafe muss man nicht unbedingt einen Weg zur Erziehung sehen. Ich hatte bessere Mittel. Sie hießen Kameradschaft. Abends bei unserem ersten Kameradschaftsabend hat er sich in aller Form entschuldigt. Ja, der gute Richter kämpfte wahrlich mit den Tränen. Sollte es so leicht sein, die Herzen von Männern zu gewinnen? Dieser Maßstab galt nicht für mich. Für mich galt nur der Einsatz an der Front. Mein Vorleben als Vorbild. Doch schon an diesem Abend hielt uns das ewige Band der Frontkameradschaft umschlungen. Ich glaubte, mich an jenem Abend schon auf meine Männer verlassen zu können.

Zu meinem Leibmelder nahm ich mir einen braven Pommern namens Walter Engelke. Ein aufgeweckter Bursche, mit dem man Pferde stehlen kann und der in jeder Beziehung auf Draht war. Wie musste ich jedes Mal lachen, wenn er in seinem breiten Seemannsgang herangeschoben kam.

 

Dieser Ausschnitt stammt aus dem Buch: 

Begeistert sind wir losgezogen: Zweiter Weltkrieg: Kriegsbericht des späteren Ritterkreuzträgers Heinz Macher über seine ersten Kampfeinsätze bei der Waffen-SS

https://www.amazon.de/dp/3964032514

 

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