"Die Atlantik-Kriegsführung der Kriegsmarine mit Großkampfschiffen: Zwischen Prestige und strategischer Sackgasse"
Als der Zweite Weltkrieg begann, setzte die deutsche Kriegsmarine unter Großadmiral Erich Raeder auf eine ehrgeizige Strategie: Mit wenigen, aber modernen Großkampfschiffen sollte der britische Seehandel im Atlantik empfindlich gestört und die Royal Navy gebunden werden. Die Planungen der Vorkriegszeit sahen den Ausbau einer Hochseeflotte vor – doch dieser sogenannte „Z-Plan“ konnte bis zum Kriegsausbruch 1939 nicht mehr realisiert werden. Daher musste Deutschland mit einem begrenzten Bestand an Schlachtschiffen, Panzerschiffen und schweren Kreuzern in den Seekrieg ziehen.
Die Taktik der „Einzelschiff-Operationen“
Im Atlantik konzentrierte sich die Kriegsmarine auf sogenannte Handelskriegseinsätze („Handelsstöreroperationen“), bei denen einzelne Großkampfschiffe in den Nordatlantik ausliefen, um alliierten Konvois aufzulauern. Dabei war das Ziel weniger die direkte Vernichtung gegnerischer Flotteneinheiten – vielmehr sollten Transportschiffe versenkt, Versorgungslinien unterbrochen und die britische Marine zu großflächigen Abwehrmaßnahmen gezwungen werden.
Die Schiffe agierten meist unabhängig voneinander oder in kleinen Gruppen. Eine zentrale Rolle spielte dabei die Geschwindigkeit: Die deutschen Schiffe sollten sich bei drohender Überlegenheit der britischen Kräfte jederzeit zurückziehen können. Diese Strategie war riskant, aber sie versprach hohe Wirkung bei geringem Ressourceneinsatz – zumindest auf dem Papier.
Spektakuläre Einsätze – und ihr schnelles Ende
Ein Paradebeispiel dieser Kriegsführung ist die Operation Rheinübung im Mai 1941: Die Bismarck, das modernste und mächtigste Schlachtschiff der Kriegsmarine, brach zusammen mit dem schweren Kreuzer Prinz Eugen in den Atlantik auf. Nach einem kurzen, aber verheerenden Gefecht versenkten sie am 24. Mai 1941 den britischen Schlachtkreuzer HMS Hood, der Stolz der Royal Navy.
Der Sieg war jedoch nur von kurzer Dauer. Die britische Admiralität mobilisierte nahezu alle verfügbaren Schiffe zur Verfolgung der Bismarck. Nach tagelanger Jagd wurde das deutsche Schlachtschiff am 27. Mai 1941 gestellt und – nach schweren Treffern und Selbstversenkung – im Atlantik vernichtet. Nur 114 von über 2.200 Mann Besatzung überlebten.
Auch andere Großkampfschiffe wie die Scharnhorst und Gneisenau führten Handelskriegseinsätze durch, zum Teil mit beträchtlichem Erfolg. So versenkten sie im Rahmen der Operation Berlin Anfang 1941 mehrere alliierte Frachter. Doch letztlich wurden auch diese Schiffe entweder beschädigt, in Häfen blockiert oder – wie im Fall der Scharnhorst Ende 1943 – versenkt.
Strategische Fehlkalkulation
Die spektakulären Einzelerfolge konnten nicht über die grundlegenden strategischen Probleme dieser Form der Seekriegsführung hinwegtäuschen:
Versorgungsprobleme: Die deutschen Großkampfschiffe konnten nicht frei im Atlantik operieren, ohne regelmäßig zu tanken oder gewartet zu werden. Dies machte sie abhängig von Versorgungsschiffen, die wiederum ein leichtes Ziel für alliierte Flugzeuge und U-Boote waren.
Alliierte Übermacht: Die Royal Navy war der Kriegsmarine in Zahlen und Logistik deutlich überlegen. Jeder Vorstoß deutscher Schiffe wurde mit massiver Kraft beantwortet.
Luftüberlegenheit der Alliierten: Mit zunehmender Kontrolle des Luftraums über dem Atlantik wurden deutsche Schiffe leicht aufgespürt und angegriffen. Besonders ab 1943 war freies Operieren kaum mehr möglich.
Prestige statt Effektivität: Die Großkampfschiffe waren Symbole nationaler Stärke und technischer Leistung, aber ihre tatsächliche Wirkung im Kriegsgeschehen blieb begrenzt. Weitaus effizienter war die U-Boot-Waffe, die – gerade in den ersten Kriegsjahren – enorme Versenkungserfolge erzielte.
Fazit: Der Mythos der Großkampfschiffe im Atlantik
Die Atlantikoperationen der Kriegsmarine mit Großkampfschiffen waren kühn, teilweise spektakulär und historisch eindrucksvoll – doch militärisch gesehen ein strategischer Irrweg. Die immensen Bau- und Betriebskosten standen in keinem Verhältnis zum erzielten Nutzen. Die Alliierten passten sich rasch an die Bedrohung an, verbesserten ihre Konvoisysteme und sorgten für eine immer dichtere Überwachung des Atlantiks.
Der Seekrieg verlagerte sich schließlich fast vollständig unter die Wasseroberfläche: U-Boote wurden zum Rückgrat der deutschen Atlantikstrategie – flexibel, schwer zu orten und in großer Zahl produzierbar. Die Ära der großen Schlachtschiffe neigte sich damit ihrem Ende zu – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.
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Landser im Weltkrieg – Unternehmen Sizilien: Das letzte erfolgreich Großunternehmen der Kriegsmarine
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Landser im Weltkrieg 13: RHEINÜBUNG – Triumph und Untergang des Schlachtschiffs Bismarck
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Landser im Weltkrieg 6: Kriegsschiff Gneisenau im Seekrieg – Kampfeinsätze und Siege des bekannten deutschen Schlachtschiffs
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