Im Mittelpunkt stand die Kontinuität des revolutionären und antifaschistischen Kampfes. Die NVA knüpfte bewusst an die Traditionen der Arbeiterbewegung an – an den Spartakusaufstand von 1919, an die revolutionären Matrosen von Kiel, an die Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg und an das Nationalkomitee „Freies Deutschland“. Diese Personen und Bewegungen galten als Vorbilder, weil sie gegen Ausbeutung, Faschismus und Krieg gekämpft hatten.
Eine bewusste Abgrenzung von der Wehrmacht war zentral. Die Streitkräfte des Dritten Reiches galten als „faschistisches Instrument der Unterdrückung“. Ihre militärischen Symbole, Ränge und Rituale wurden verworfen. Stattdessen ehrte die NVA kommunistische Kämpfer wie Ernst Thälmann, Hans Beimler oder Wilhelm Florin – ihre Namen schmückten Kasernen, Schulen und Einheiten.
Traditionspflege in der NVA war immer auch Erziehung im Sinne der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Soldaten sollten sich nicht auf nationale oder militärische Größe berufen, sondern auf politische Überzeugung und internationale Solidarität. Dabei spielte die enge Verbundenheit zur Sowjetarmee eine entscheidende Rolle. Die Oktoberrevolution von 1917, die Rote Armee und der Sieg über den Faschismus wurden zu Fixpunkten des militärischen Selbstverständnisses.
Erst in den 1980er-Jahren, als sich die DDR zunehmend öffnete, gab es Ansätze, traditionelle militärische Werte wie Disziplin oder Tapferkeit wieder stärker zu betonen – ohne jedoch den sozialistischen Rahmen zu verlassen. Nach 1990 endete die Geschichte der NVA, und mit ihr auch ihr eigenes Traditionsverständnis. Es blieb ein Spiegelbild jener Zeit, in der Militärgeschichte nicht neutral, sondern politisch definiert wurde.
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