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Blog: Die Geschichte der deutschen Gebirgstruppe – Von der Kaiserlichen Armee zur Bundeswehr

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Gebirgsjäger
Gebirgsjäger

Die Geschichte der deutschen Gebirgstruppe – Von der Kaiserlichen Armee zur Bundeswehr

Was versteht man unter Gebirgstruppe?

Die deutsche Gebirgstruppe gehört zu den traditionsreichsten und zugleich spezialisiertesten militärischen Formationen Europas. Vom Ende des 19. Jahrhunderts über die beiden Weltkriege bis in die Gegenwart der Bundeswehr entwickelte sie sich zu einer hochqualifizierten Elite, deren Einsatzprofil sich stets an die Herausforderungen des Gebirgsraumes anpasste. Dieser Beitrag beleuchtet die Entwicklung der Gebirgstruppen in drei Epochen: der Kaiserlichen Armee, der Wehrmacht und der Bundeswehr.

Anfänge in der Kaiserlichen Armee (bis 1918)

Die Entstehung deutscher Gebirgseinheiten geht auf die besonderen militärischen Anforderungen der Alpenregion zurück – insbesondere im Königreich Bayern, das die geographischen Voraussetzungen für eine frühe Spezialisierung bot. Bereits vor 1914 verfügten bayerische Verbände über Truppen, die im Gebirge ausgebildet und besonders auf Steiggelände, Skilauf und winterliche Kriegsführung vorbereitet waren.

Während des Ersten Weltkriegs gewann der Gebirgskrieg besondere Bedeutung. An der Südwestfront – insbesondere in den Dolomiten und den Karnischen Alpen – kämpften deutsche Gebirgstruppen gemeinsam mit österreichisch-ungarischen Einheiten. Die Soldaten waren mit Pickeln, Steigeisen, Lawinenausrüstung und leichten Gebirgsgeschützen ausgerüstet. Die extreme Witterung, Höhenkrankheit, Lawinen und permanente Materialknappheit machten den Gebirgskrieg zu einer der härtesten Fronten des Ersten Weltkriegs.

Die Erfahrungen aus diesen Einsätzen legten den Grundstein für eine professionelle Gebirgsausbildung in Deutschland und prägten das Selbstverständnis späterer Generationen.

Die Gebirgstruppe der Wehrmacht (1935–1945)

Mit der Wiederaufrüstung des Deutschen Reiches ab 1935 wurde die Gebirgstruppe zu einer eigenständigen, kampfstarken Teilstreitkraft der Wehrmacht ausgebaut. Die ersten Verbände – darunter die 1. und 2. Gebirgs-Division – wurden in Bayern aufgestellt und nutzten das Alpenvorland als Ausbildungsraum. Besondere Merkmale waren:

  • intensive Gebirgsausbildung und Skischulung,

  • hohe körperliche Anforderungen,

  • Einsatz leichter, schnell beweglicher Gebirgsgeschütze,

  • Spezialisierung auf Kampf im steilen Gelände, winterliche Operationen und schwierige Versorgungslagen.

Die Gebirgsjäger kamen in nahezu allen europäischen Gebirgsregionen zum Einsatz: in Norwegen, im Balkan, im Kaukasus und später auch in Italien. Die Kämpfe im Hochgebirge des Kaukasus 1942 – mit der symbolträchtigen, aber militärisch unbedeutenden Fahnenhissung auf dem Elbrus – sind bis heute bekannt. Ebenso berüchtigt sind die verlustreichen Rückzugsgefechte in den Karpaten und den Alpen 1944/45.

Gleichzeitig ist die Geschichte der Gebirgstruppen dieser Epoche untrennbar verbunden mit schweren Kriegsverbrechen einzelner Einheiten, besonders während des Balkanfeldzugs. Eine seriöse historische Betrachtung – auch die moderne Bundeswehr betont dies – erfordert daher eine klare Auseinandersetzung mit der moralischen und politischen Verantwortung dieser Zeit.

Die Gebirgsjäger der Bundeswehr (seit 1956)

Nach der Aufstellung der Bundeswehr 1955/56 entstand eine neue Gebirgstruppe, die ausdrücklich keine Traditionslinie zur Wehrmacht übernahm. Stattdessen orientierte man sich an den alpinen Fähigkeiten der historischen Gebirgssoldaten, nicht jedoch an Ideologie oder Symbolik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die heutige Gebirgstruppe ist im süddeutschen Raum beheimatet, vor allem in Bayern, und umfasst u.a.:

  • Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“

  • Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen 230 (u.a. mit Mulis und Haflingern)

  • spezialisierte Gebirgs- und Winterkampfschulen

Ihre modernen Aufgaben umfassen:

  • hochmobiler Kampf im Gebirge und winterlichen Gelände,

  • Aufklärung in schwer zugänglichen Hochregionen,

  • internationale Spezialausbildung mit NATO-Partnern,

  • Gebirgseinsätze im Rahmen von Krisenoperationen, z. B. im Kosovo oder in Afghanistan.

Die Bundeswehr-Gebirgsjäger verfügen über hochentwickelte Ausrüstung: leichte Waffen, moderne Kletter- und Sicherungstechnik, Drohnen, hochmobile Fahrzeuge sowie Fähigkeiten zur Verwundetenevakuierung im alpinen Einsatzraum. Das macht sie zu einem der spezialisiertesten Verbände innerhalb der deutschen Streitkräfte.

Vom Dolomitenkrieg zur Einsatzarmee – ein traditionsreicher Wandel

Die Geschichte der deutschen Gebirgstruppe zeigt einen deutlichen Wandel:
Von improvisierten alpinen Einheiten der Kaiserlichen Armee über die großangelegten, aber historisch belasteten Gebirgstruppen der Wehrmacht hin zu einer modernen, demokratisch legitimierten Spezialeinheit der Bundeswehr.

Gemeinsam bleibt allen Epochen die Besonderheit des Gebirgskrieges: extreme Naturgewalten, schwierige Versorgungslagen und die Notwendigkeit physisch wie mental außergewöhnlich belastbarer Soldaten. Die heutige Gebirgsjägertruppe steht nicht nur für militärische Tradition, sondern auch für internationale Kooperation, Verantwortung und moderne Einsatzfähigkeit.

 

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